Ich heiße Sie alle herzlich willkommen hier auf unserem
historischen Marktplatz, vor dem Rathaus, in dem die von uns gewählten
Ratsvertreter über das Wohl und Wehe in unserer Stadt entscheiden.
Schön, dass Sie auch heute wieder dabei sind, um für den Erhalt
unseres wunderschönen Emsparks und für die Wiederherstellung der Emsaue
zu kämpfen. Viele von Ihnen haben wieder tolle Plakate mitgebracht und
ich würde mir sehr wünschen, dass sich Politik und Verwaltung das auch
mal anschaut, um zu merken, dass sich viele Bürger sehr konstruktive
Gedanken machen und gute Ideen haben, wie sich unser schönes Städtchen
zu einem noch lebenswerteren Wohn- und Lebensraum entwickeln kann.
„Das neue Zauberwort in der CDU heißt Zuhören!!! sagte zumindest
Annegret Kramp-Karrenbauer. Ich bin mal gespannt, ob sich bis nach
Warendorf schon herumgesprochen hat.
Bei unserer Mahnwache in der letzten Woche haben sich viele Anwesende
empört gezeigt über die geplante Bebauung auf der Emsinsel. Viele dicht
aneinander stehende, 3-4stöckige Häuser sollen einen neuen Stadtteil in
unserem Emspark bilden.
Von einer Architektin kam im Nachgang zu unserer Mahnwache der
Kommentar: Ein Areal wie die Emsinsel bebauen zu wollen ist nach
heutigen Erkenntnissen völlig undenkbar. Sie konnte gar nicht verstehen,
dass es solche Pläne in unserer Zeit noch gibt.
Ja, genau so sehen wir das auch. Wir brauchen viel stadtnahes Grün
und die Emsinsel ist die einzige Fläche, die dafür geeignet ist.
Immer wieder beklagen Innenstadtbewohner, dass das Grün sukzessive
aus der Stadt verschwindet und unser Stadtklima sich verschlechtert, was
man besonders an heißen Tagen bemerken kann. Wenn wir das Weltklima ein
Stück besser machen wollen, dann müssen wir mit dem Kleinklima hier bei
uns anfangen.
Wie scheinheilig ist es doch, Ländern wie Brasilien - sicher nicht zu
Unrecht - vorzuwerfen, sie schadeten durch Abholzung und Brandrodung dem
Klima, aber hier in der eigenen Stadt das Abholzen wichtiger Grünzonen
bereitwillig zu dulden. Viele Beispiele aus den letzten Jahren haben
wir, z.B. die Bebauung am Franziskanerkloster, wo „Bauen im
Klostergarten“ genehmigt und beworben wurde - heute gibt es dort eine
sehr dichte Bebauung, aber den Klostergarten mit seinem einzigartigen
alten Baumbestand gibt es nicht mehr.
Oder das Schräder-Dreieck an der Dr.-Rau-Allee. Hier befand sich noch
vor wenigen Jahren ein einzigartiges Arboretum, also prächtige alte
Bäume aus aller Welt. Und heute? Ein kleines Zipfelchen Grün, ansonsten
massive Bebauung mit einem Ärztezentrum. Auch die damals mit einem roten
Band versehenen Bäume, weil sie geschützt werden sollten, haben die
Baustelle nicht überlebt.
Ja, und genau so soll es im Emspark und auf der Emsinsel gehen - der
Kommerz soll siegen, denn Geld ist mächtiger als die Wünsche der Bürger.
Und darum stehen wir hier, um für eine grüne Emsinsel zu kämpfen, für
eine Emsinsel, die unsere schöne Stadt für Jung und Alt noch attraktiver
macht.
Diese Entscheidung liegt in den Händen unserer Politiker, natürlich
in Zusammenarbeit mit der Verwaltung.
Uns wird ja immer hoch und heilig versichert, dass es keine
Absprachen mit dem Investor gibt. Das glauben wir ja gerne, denn dann
gibt es gar kein Hindernis, die Emsinsel so zu überplanen, dass sie zu
einer Erweiterung des Emsparks werden kann mit vielen Attraktionen für
die ganze Familie. Ja, es war ein großer Fehler, dass die Stadt die
Brinkhaus-Brache nicht gekauft hat. Das wäre eine gute Investition
gewesen!
Jetzt kommt natürlich sofort der Einwand: Und wer soll das bezahlen?
Wir leben ja heute in einer Zeit, in der viele Fördertöpfe gut gefüllt
sind: Förderungen zur Renaturierung von Industrie-Brachen, Förderungen
zur Gestaltung von Flussauen, Förderungen für stadtnahes Grün und
Förderungen zur Renaturierung von Flüssen. All das könnte hier zur
Anwendung kommen.
Damit wären wir bei dem Thema die „Neue Ems“.
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat die Renaturierung der
Flüsse zum Ziel. Das ist sicher in den Außenbereichen ein gutes Projekt,
wie es in Einen schon verwirklicht wurde und hinter der Andre´-
Marie-Brücke in der Planung ist. Nun soll im Stadtgebiet von Warendorf
die Ems eine Schleife bekommen, die sog, „Neue Ems“ und unsere Politiker
haben auf Anraten der Verwaltung diese „Neue Ems“ durch dem Emspark
geplant. Das stößt bei sehr vielen Bürgern auf großes Unverständnis,
denn dafür müssen weit über 100 alte Bäume gefällt werden, der Emspark
wird verkleinert, der Emssee wird existenziell verändert, der Lohwall
verliert ein Drittel seiner Fläche und die alte Ems hat dann nur noch
20% ihrer Wassermenge - das sind nur einige der gravierenden Probleme,
die wir durch die Emsumlegung bekommen werden. Und der erstaunte Bürger
fragt sich: Warum sollen 7,8 Mill. € Steuergelder ausgegeben werden, um
den Fischen den Aufstieg von der unteren Ems in die obere Ems zu
ermöglichen? Oder ist das wahre Ziel, die Emsinsel hochwasserfrei zu
machen, damit der Investor sein Bauvorhaben durchführen kann?
Wenn es wirklich nur um einen Fischaufstieg oder eine Emsschleife
ginge, dann wäre es viel sinnvoller, die „Neue Ems“ über die Brache
Brinkhaus zu führen. Hier müssten keine Bäume gefällt werden - im
Gegenteil, mit dem Bau der „Neuen Ems“ könnte ein Drittel der
Industriebrache renaturiert werden und die Ems bekäme ihre Aue wieder
zurück. So würden die Fehlentwicklungen der letzten 100 Jahre repariert.
Und das Schönste wäre: Diese gesamte Maßnahme würde zu 80% von anderen
finanziert: Die Wasserwirtschaft bezahlt nämlich den Grunderwerb, den
Abriss der Gebäude, die Schadstoffbeseitigung und nat. den Bau der
Emsumleitung. Warum lässt sich die Stadt Warendorf diese Chance
entgehen?
Warum entscheiden sich unsere Ratsvertreter für den Bau der „Neue
Ems“ durch den Emspark, in unseren Augen die schlechteste aller
Möglichkeiten.
Der AK Emsinsel hat den Antrag gestellt, diesen Beschluss
zurückzunehmen, denn dieser Plan fügt unserer Stadt, dem Emspark, dem
Emssee und der Ems irreparablen Schaden zu.
In der gleich beginnenden Sitzung steht dieser Antrag auf der
Tagesordnung, wird hier aber wahrscheinlich nicht darüber diskutiert,
sondern nur an den UPV-Ausschuss verwiesen. Dort wird der Antrag dann
irgendwann behandelt und ich glaube, vor dieser Sitzung werden wir hier
wieder stehen müssen.
Ich bin ja mal gespannt, ob uns heute Politiker zuhören werden.
Ich bin mir sicher, dass Sie nun ganz viele Anregungen und Fragen
haben. Es gibt noch so viel mehr Problemfelder, die angesprochen werden
müssen. Ganz viele Infos finden Sie auf der Internetseite des
Heimatvereins.
Ich danke Ihnen allen sehr, dass Sie gekommen sind, um für eine
naturnah gestaltete „Emsinsel für alle“ zu kämpfen.
Schon jetzt lade ich Sie herzlich ein zur 3. Mahnwache hier vor dem
Rathaus, nächste Woche Donnerstag, am 19. September, wie gewohnt um
16.30 Uhr. Um 17 Uhr ist dann eine Ratssitzung und sie beginnt mit der
Bürgerfragestunde. Da kann dann jeder von Ihnen eine Frage an den
Bürgermeister und die Ratsmitglieder stellen.
„Bäume, Vögel und Café, aber nicht Beton am See.“