Wünsche der Warendorfer Bürger
Die Entscheidung über die künftige Nutzung der Emsinsel, der
Industriebrache Brinkhaus, steht an. Nach der Verlagerung der Produktion
nach Kostrzyn in Polen im Jahre 2004 und dem späteren
Konkurs der Firma Brinkhaus ist die 4,2 ha große Fläche,
nachdem sie lange in der Hand des Konkursverwalters war, jetzt vom
Steinfurter Bauunternehmer Arning erworben worden. Verschiedene
Vorschläge zur künftigen Nutzung dieses „Filetstückes“ der Stadt
Warendorf wurden in den vergangenen Jahren geäußert. Eine von der Stadt
ausgerichtete Planerwerkstatt mit drei Architekturbüros brachte
unterschiedliche Pläne für eine mehr oder weniger dichte Wohnbebauung.
Ein von der Stadt vorgeschlagener Gutachter, der von der
Bövingloh-Immobilien GmbH, die damals ein Vorkaufsrecht für die Fläche
besaß, bezahlt wurde, kam 2014 zu dem Ergebnis, dass 5.400 Quadratmeter
Gewerbefläche (Supermarkt, Boutiquen, Café mit Emsterrassen) verträglich
für den Einzelhandel in der Altstadt seien. Die CDU-Ratsfraktion
befürwortete damals zumindest 3.000 Quadratmeter Gewerbefläche und
zusätzliche Wohnbebauung.
Eines der vielen Schaubilder, die zur Bürgerinformation gezeigt
wurden, hier mit Darstellung der teilweisen
Verlegung der Ems durch den Emsseepark, den Emssee und über die
Linnenwiese.
Im Jahre 2011 bewarb sich auf Anstoß aus der
Bürgerschaft, unter anderem auf Antrag des Heimatvereins, die Stadt
Warendorf um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2017. Dabei sollte
eine renaturierte Industriebrache Brinkhaus das Kernstück bilden. Die
Bewerbung scheiterte vor allem daran, dass die Stadt die Fläche nicht
erwarb.
In einem Arbeitskreis Neue Emsinsel erarbeiteten u.a.
Heimatverein Warendorf, Kneippverein Warendorf, Altstadtfreunde
Warendorf, NABU (Naturschutzbund Deutschland) – Kreisverband Warendorf,
BUND – Kreisgruppe Warendorf und die Textilgruppe der ehemaligen
Brinkhäuser Vorschläge für eine künftige Nutzung der Emsinsel, die auf
einen Erhalt der historischen Bausubstanz und wegen des alten
Baumbestandes im Osten der Betriebsfläche auf eine Erweiterung des
Emsparks hinausliefen.
Vor der Bürgerinformation am Samstag, 11.5., hatten im Rahmen
des von der Stadt betriebenen Werkstatt- und Moderationsverfahren alle
betroffenen Institutionen von der Wohnungsbaugenossenschaft Warendorf,
dem NABU Kreisverband Warendorf, dem Heimatverein Warendorf, dem
Caritasverband, dem Kneippverein Warendorf, den Altstadtfreunden
Warendorf bis zur Jury für den Altstadtfonds (für die Interessen von
Eltern und Migranten in der Altstadt), dem Arbeitskreis Neue Emsinsel,
der BUND Kreisgruppe Warendorf, Wiwa (Wirtschaft für Warendorf) und
einem Verein für Freizeitservice und Jugendarbeit (VFJ) Gelegenheit,
ihre Auffassungen darzulegen.
In der anschließend auf 90 Minuten angesetzten
Bürgerinformation präsentierten die von der Stadt beauftragten zwei
Planungsbüros zunächst die
Ergebnisse der „Öffentlichkeitsbeteiligung“, bei der 1.472 Bürger
vorgedruckte Postkarten ausgefüllt und noch einmal 1.296 Bürger online
ihre Vorstellungen geäußert hatten. Das entspräche fast 10 v.H. der
Warendorfer Bevölkerung, wenn man davon ausgeht, dass jeder Bürger nur
einmal geantwortet hat. Es wurde betont, dass dies eine nicht
repräsentative Bürgerbefragung gewesen sei. Nach einem Schaubild über
die geäußerten Meinungen
entfielen die meisten Vorstellungen der Bürger auf die Bereiche
Stadtpark und Natur, Schaffung einer Uferpromenade, Ansiedlung von
Gastronomie und Sport und Erlebnis-Freizeit. Trotz dieser deutlichen
Präferenz der Bürgerschaft trugen die Planer an erster Stelle die
Erweiterung des zentralen Versorgungsbereichs Altstadt, dann die
Schaffung eines zentrumsnahen Wohnviertels
und Nutzungsmischung mit Wohnen in unterschiedlichen Ausprägungen
vor. Erst an vierter Stelle
kam ein Bürgerpark mit öffentlich zugänglichen Nutzungen in historischen
Gebäuden. In der kurzen Diskussion wurde auf die Frage nach den
Vorstellungen des Eigentümers/Investors nichts Konkretes vorgelegt. Es
wurde nur darauf hingewiesen, dass es ein Glücksfall sei, dass die
Fläche ein Mensch erworben habe, der an einer am Gemeinwohl orientierten
Nutzung interessiert sei, und nicht von einem Hedgefonds. Man räumte
allerdings ein, dass der Eigentümer natürlich
seinen Wert aus dem Boden ziehen wolle.
Ähnlich äußerte sich der CDU-Ratsherr Schäpermeier.
Mehrfach wurde von den Planern betont, dass jede Lösung immer noch besser sei, als der jetzige Zustand. Auf Beifall aus dem Saal stieß die Aussage von Herrn Hoffschröer von einem der Planungsbüros, dass man bei den möglichen Szenarien für eine künftige Nutzung großflächigen Einzelhandel bereits jetzt ausschließe. Aussagen von Teilnehmern der Diskussion, die sich gegen eine Wohnbebauung aussprachen, wurden ebenfalls mit Beifall einer großen Mehrheit der Anwesenden unterstützt. Sowohl die Frage, was von den historischen Fabrikhallen mit ihren Sheddächern erhaltenswert sei als auch ein Szenarium, das das Thema „Grün“ beleuchte, sollen von den Planungsbüros noch kritisch untersucht werden. Die Erhaltung des vorhandenen alten Baumbestandes im Osten der Industriebrachefand Zustimmung bei den Teilnehmern.