Sehr geehrter Herr Bürgermeister Linke,
der
Heimatverein und sehr viele Bürger sind in großer Sorge, dass die
Planung für die Emsinsel in eine für Warendorf schädliche Richtung
läuft.
Bei der Planer-Werkstatt am 29.Juni 2019 bestätigte sich unsere schon
lange gehegte Befürchtung, dass die Verwaltung und Teile der Politik, in
erster Linie die CDU und die FDP, den Hut der Investoren auf haben und
nicht die Interessen der Mehrzahl der Bürger vertreten. Honni soit, qui
mal y pense.
Es war sehr schade, dass Sie, als Bürgermeister unserer Stadt, nicht
an der Planer-Werkstatt teilgenommen haben. In der Bürger-versammlung
hätten Sie die Empörung der Bürger hautnah erleben können.
Es wurde in der Planer-Werkstatt schnell klar: Das Ziel ist eine
„neue Altstadt“, eine enge, 3-4stöckige Bebauung auf der Emsinsel, also
ein maximaler Gewinn für den Investor. Das versucht der Investor mit all
den allseits bekannten üblen Tricks durchzusetzen, nach dem Motto: Die
dummen Warendorfer Landeier werden es erst merken, wenn es zu spät ist.
So weit nicht verwunderlich, denn es geht hier um viel Geld, da ist
offensichtlich jedes Mittel recht.
Verwunderlich allerdings ist, dass die Verwaltung recht wenig
Interesse an den Vorstellungen der Bürger hat, sondern eine Bebauung der
Emsinsel durchsetzen will in Zusammenarbeit mit der Moderationsfirma
StadtRaumKonzept, den Stadtplanern von Reicher Haase und
dem Investor Arning, vertreten durch Herrn Hartwig Schultheiß, der ganz
offensichtlich die Marschrichtung vorgibt.
Da fragt sich der Bürger: Warum begibt sich die Stadt Warendorf in
die Hände eines auswärtigen Investors, der hier seien Gewinn machen will
und dann wieder verschwindet, egal, welchen Schaden er angerichtet hat?
Warum verfolgt die Stadtverwaltung nicht das Interesse der Stadt
Warendorf und die Wünsche der Bürger?
Wir können uns nicht vorstellen, dass die Verwaltung wirklich glaubt,
dass eine extrem verdichtete Bebauung auf der Emsinsel dem Image der
historischen Stadt Warendorf nützt. Natürlich fehlt Bauland in unserer
Stadt, Baugrundstücke sind in dem Projekt „In de Brinke“ an der
richtigen Stelle und es gibt noch viele stadtnahe Maisäcker und Wiesen,
die sich für Wohnbebauung anbieten. Auf der Emsinsel ist Wohnbebauung am
falschen Platz, nützt nur dem Investor und zerstört unseren Emspark.
Verwaltung und Politik aber sind dem Bürger und der positiven
Weiterentwicklung unserer Stadt verpflichtet.
„Grün ist Leben“, das wissen kluge Bürgermeister, wie z.B. Konrad
Adenauer, der als Oberbürgermeister von Köln in den Notjahren nach dem
Krieg es untersagte, die Bäume des Kölner Promenadenrings zu fällen,
obwohl Brennholz lebenswichtig gewesen wäre. Oder der Berliner
Oberbürgermeister Ernst Reuter, der während der Berliner Blockade junge
Bäume mit der Luftbrücke einfliegen ließ, um den Grunewald wieder
aufzuforsten.
Auf der Emsinsel hat nun Warendorf die Jahrhundertchance, der Ems
ihre Aue wiederzugeben - ein wichtiges Ziel im Rahmen der Klimapolitik.
Auch unsere Nachbarstadt Telgte punktet mit der renaturierten Emsaue
direkt neben der Altstadt.
Warum ist die naturnahe Gestaltung der Brinkhaus-Brache gerade jetzt
von so großer Bedeutung?
Das meistdiskutierte Thema unserer Zeit ist der „Klimawandel“ - es
kann gut sein, dass es auch in unserer Gegend wärmer wird.
Wie gehen wir damit um? Der Rat hat schon beschlossen, einen
Klimabeauftragten einzustellen, der sicher viel Geld kosten wird.
Das Naheliegendeste aber wäre, das Kleinklima in der Altstadt zu
verbessern. Das kann man am effektivsten mit dem Erhalt und der
Neuanpflanzung von Bäumen erreichen. In der Altstadt können wir wenige
zusätzliche großkronige Bäume anpflanzen, aber direkt neben der Altstadt
haben wir die einmalige Chance, auf der Emsinsel eine grüne Lunge zu
schaffen und damit gleichzeitig den Emspark zu erweitern, zum großen
Freizeitnutzen für die Bürger. Ein Hotel mit Emscafe´ und Angebote für
die Jugendlichen wären damit gut kombinierbar. Das würde Warendorf in
seiner Entwicklung befördern.
Natürlich kommt jetzt die Frage: Wer soll das bezahlen?
Wir leben heute in einer Zeit, in der es sehr viele
Zuschuss-Programme gibt zur Renaturierung von Industriebrachen, zur
Wiederherstellung der Fluss-Auen und vieles mehr.
Aktuell müsste der Rat seine Entscheidung rückgängig machen, die
„Neue Ems“ durch den Emspark zu leiten. Beim Verlauf der „Neuen Ems“
über die Industriebrache würden sowohl der Landankauf, der Abriss der
Hallen, die Schadstoffbeseitigung und natürlich die Umlegung der Ems mit
80% gefördert. Ergebnis: Die Emsinsel würde mit relativ geringem
Finanzaufwand schon zu einem Drittel renaturiert, der Emspark bliebe
erhalten und über 100 große Bäume müssten nicht gefällt werden. Das wäre
effektiver Klimaschutz!
Das Tricksen mit Steuergeldern, um dem Investor ein hochwasserfreies
Baugebiet anbieten zu können, muss ein Ende haben. Wir schaden damit
unserer Stadt.
Ja, es ist eine öffentliche Aufgabe, die Industriebrache Brinkhaus
zum Nutzen der Bürger zu gestalten. Davor darf sich die Stadt Warendorf
nicht drücken. Diese Entscheidung ist beim Thema Bürgerhof schon falsch
gefällt worden, zum Schaden der Kreisstadt, die ihren Bürgern keine
Halle für ihre Feierlichkeiten anbieten kann.
Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, haben diesen falschen Weg
nicht initiiert, das war Ihr Vorgänger Herr Walter. Sie müssen den Weg
aber nicht weiter gehen. Eine große Zahl von Bürgern haben u.a. in der
Bürgerumfrage deutlich genug gesagt, dass sie eine
Bebauung auf der Emsinsel nicht wollen. Jetzt ist die Zeit für eine
Kehrtwende gekommen, noch ist nichts zu spät.
Finden wir eine Warendorfer Position,
eine Position, die gut ist für Warendorf -
und nicht eine Investoren Position,
die unserer Stadt schadet.
Wir können viel für die Bürger und für das Klima in Warendorf tun -
packen wir es an!!!
Mechtild Wolff
Vorsitzende des Heimatvereins Warendorf e.V.